Biographie
Johann Heinrich Schmelzer gilt als einer der bedeutendsten Wiener Ballettkomponisten des 17. Jahrhunderts und genoss als Geiger europaweites Ansehen. Geboren wurde er um 1623 wahrscheinlich in Scheibbs als Sohn des Bäckers Daniel Schmelzer, auf dessen Heldentaten im Dreißigjährigen Krieg sich Schmelzer später bei seinem Ansuchen um Erhebung in den Adelsstand berufen sollte. Über Kindheit und Jugend ist nichts bekannt, doch dürfte er eine sehr gute Ausbildung in Violine und Musiktheorie in Wien erhalten haben. 1643 war er bereits Kornettist am Stephansdom und 1649 kaiserlicher Hofinstrumentalist. Als Konzertmeister und Leiter der Instrumentalmusik begleitete er Kaiser Leopold I. auf mehreren Reisen, darunter 1658 zur Krönung nach Frankfurt am Main. Mit dem Druck mehrerer seiner Kompositionen wurde er auch über Wien hinaus bekannt. 1665 rückte er am Hof zum offiziellen Ballettkomponisten und inoffiziellen Kapellmeister der Hofkapelle auf. Spätestens ab diesem Zeitpunkt hatte er zu allen Festen die entsprechende Musik und für die in Wien aufgeführten Opern die Ballettmusik zu schreiben.
Für seinen europaweiten Ruhm entscheidend wurde das pompöse Rossballett zu Antonio Bertalis "La Contesa dell'Aria e dell'Acqua", das während der Feierlichkeiten zur Hochzeit Kaiser Leopolds I. 1667 am Wiener Burgplatz aufgeführt wurde und bei dem der Kaiser als Reiter mitwirkte. 1671 wurde Schmelzer Vizehofkapellmeister, zwei Jahre später in den Adelsstand erhoben - er erhielt den Titel "von Ehrenrueff". Wegen der drohenden Pestgefahr begab er sich mit dem kaiserlichen Hof 1679 nach Prag, wo er zwischen 4. Februar und 20. März 1680 schließlich selbst ein Opfer der Pest wurde. Knapp vor seinem Tod wurde er noch zum Hofkapellmeister ernannt und unterbrach damit die jahrzehntelange Vormachtstelle italienischer Musiker in der Führung der Hofkapelle.
Zu seinen Werken zählen zahlreiche Ballettsuiten, Orchesterkonzerte für verschiedene Instrumente, Triosonaten, Violinsonaten, elf Messen (z. B. "Missa nutialis") und kleinere Kirchenkompositionen.
(Quelle: P. Erhart, Niederösterreichische Komponisten, 1998, Doblinger Wien, S. 9f.)