Biographie
Anselm Schramb, der Verfasser des "Chronicon Mellicense", legte 1676 in Melk seine Gelübde ab. 1678 sandte ihn Abt Edmund Lueger zum Studium nach Wien, wo er 1683 seine Primiz feierte. Die zweite Türkenbelagerung unterbrach seine Studien, er ging nach Niederaltaich. Nach der Rückkehr unterrichtete er zunächst in Melk Philosophie, studierte dann an der Universität Salzburg Rechtswissenschaften und lehrte nach Abschluss des Jus-Studiums (1688) in Melk Logik, Physik, Metaphysik und Philosophie. Er wurde zum Bibliothekar ernannt und im Rahmen dieser Tätigkeit von Abt Gregor Müller (1670-1700) mit der Abfassung einer Hausgeschichte betraut.
Das 1702 im Druck erschienene "Chronicon Mellicense" gehört zu den ersten historischen Werken in Österreich, die, orientiert an der benediktinischen Wissenschaftspflege der Mauriner (Abtei St. Maurus bei Paris), aus den Quellen gearbeitet sind. Schramb stützte sich bei seiner Arbeit auf die gleichzeitige Archivtätigkeit seines Mitkonventualen und Schülers Philibert Hueber, der als Archivar mit der Sichtung und Ordnung der Melker Archivbestände beauftragt war und dessen Archiv-Repertorium ("Apparatus chronicus") er stark benützte. Der Anhang enthält eine tabellarische Übersicht über die in Melk abgelegten Professen (4. Mai 1604 bis 25. Juli 1700), geordnet nach der Regierungszeit der einzelnen Äbte. Durch Abt Berthold Dietmayr erfolgte am 30. Dezember 1702 eine Widmung des Werkes an Kaiser Leopold I.
Das "Chronicon Mellicense" steht zwischen den rein kompilierenden und einer aus den Quellen gearbeiteten Hausgeschichte und wurde durch die ausführlich zitierten Texte in vielem auch durch die knapp 160 Jahre später erschienene Hausgeschichte von Ignaz Franz Keiblinger nicht überholt.