Biographie
Maximilian bzw. Abbé Stadler, wie er von seinen Zeitgenossen genannt wurde, genoss als Cembalist, Organist und Komponist hohes Ansehen.
Er wurde in Melk geboren und auf den Namen Johann Carl Dominik getauft. Bereits in frühester Jugend erhielt er in seiner Heimatstadt Gesangsunterricht und wirkte im dortigen Kirchenchor mit. Wohl beeinflusst vom damaligen Melker Stiftsorganisten Johann Georg Albrechtsberger, erweiterte Stadler 1758 bis 1763 als Sängerknabe im Zisterzienserstift Lilienfeld seine Kennntnisse in Violine, Klavier, Orgel und Generalbass und versuchte sich hier bereits in der Komposition.
In Wien schloss er am Jesuitenkolleg sein Theologiestudium ab und war als Organist an mehreren Kirchen tätig. In dieser Zeit schloss er Bekanntschaft mit den berühmtesten Musikern der Zeit, darunter Florian Leopold Gassmann, Giuseppe Bonno und Joseph Haydn. 1766 trat er als Novize in das Benediktinersift Melk ein, legte ein Jahr später seine Profess ab und wurde 1772 zum Priester geweiht. Er übernahm statt des verstorbenen Marian Paradeiser die Theologieprofessur des Stiftes, wirkte kurzfristig als Pfarrer in Wullersdorf und wurde 1784 Prior des Stiftes. 1786 wurde er gegen seinen Willen von Kaiser Joseph II. zum Kommendatarabt des Stiftes Lilienfeld ernannt, wo er sich sehr für das Musikleben einsetzte, 1789 erhielt er die gleiche Position im Stift Kremsmünster.
Einige Jahre später ging er nach Wien, wo er wegen seiner Virtuosität als Cembalist, Organist und Komponist sofort Aufnahme in die Musikkreise fand. 1803 verließ er den Orden und war in der Folgezeit als Seelsorger in Alt-Lerchenfeld und Großkrut tätig. Ab 1816 ließ er sich endgültig in Wien nieder und widmete sich nur mehr der Musik. Als Leiter des kaiserlichen Musikarchives begann er Materialien zu einer Geschichte der Tonkunst in Österreich zu sammeln, die jedoch unvollendet blieb. Er wirkte auch als Dirigent der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, die ihn 1826 zum Ehrenmitglied ernannte.
Große Verehrung empfand Stadler für die Musik Haydns und Mozarts, mit denen er auch befreundet war. Beethoven schrieb auf ihn den Kanon "Signor Abate" WoO 178. Besonders enge Beziehungen verbanden ihn mit der Familie Mozart. Nach Mozarts Tod half er Konstanze beim Sichten und Ordnen des Nachlasses, ergänzte etliche seiner Kompositionen und trat als Zeuge für die Echtheit des Requiems auf (Schrift "Verteidigung der Echtheit des Mozartschen Requiems").
Stadler starb im Alter von 85 Jahren in Wien. Sein umfangreiches Werk umfasst zehn Messen, zwei Requien sowie kleinere Kirchenkompositionen, Kantaten, das Oratorium "Die Befreiung von Jerusalem", Orgelfugen, Instrumentalmusik und Lieder.
(Quelle: P. Erhart, Niederösterreichische Komponisten, 1998, Doblinger Wien, S. 36f.)