Biographie
Marlene Streeruwitz wird 1950 in Baden in eine bürgerlich-katholische Familie geboren, ihr Vater ist Lehrer und ÖVP-Politiker und avanciert später zum Bürgermeister. Streeruwitz studiert Jus, Slawistik und Kunstgeschichte in Wien. Das Studium bricht sie ab wegen Heirat und der Geburt von zwei Töchtern. Die Scheidung wird zum auslösenden Erlebnis ihres Schreibens. 14 Jahre lang schreibt sie, ohne an eine Veröffentlichung zu denken. Sie nennt die daraus resultierenden Texte "Versuche eines antiautoritären Schreibens". Bekannt wird Streeruwitz zunächst als Hörspielautorin: "Kaiserklamm.Und.Kirchenwirt" (1989) ist ein großer Erfolg. 1992 erfolgt ihr Durchbruch am Theater ("Nachwuchsautorin des Jahres" der Zeitschrift "Theater heute") mit den Uraufführungen der Stücke "Waikiki-Beach." und "Sloane Square." in Köln.
Ihre Dramen werden daraufhin an allen wichtigen Bühnen in Deutschland, Österreich, Schweden, Finnland und den Niederlanden gespielt. Gekennzeichnet sind sie durch eine provokativ-desillusionierende Haltung und krasse Gewaltszenen, durch die die Autorin Egoismus, Verlogenheit und Käuflichkeit als gesellschaftliche Phänomene anprangert. 1996 erscheint ihr erster Roman ("Verführungen"). Streeruwitz' epische Arbeiten thematisieren vor allem die Beziehungslosigkeit zwischen Menschen, die Zermürbungen des Alltags, die Frau als gesellschaftliche Verliererin.
In zwei Poetik-Vorlesungen in Tübingen und Frankfurt hat sie die weiteren Fundamente ihres Schreibens offen gelegt ("Sein. Und Schein. Und Erscheinen." Tübinger Poetikvorlesungen, 1997; "Können. Mögen. Dürfen. Sollen. Wollen. Müssen. Lassen." 1998). Hier verkündet sie ihr Projekt einer "nicht patriarchalen Poetik", in der es um die "Entkolonialisierung" von patriarchalen Gefühls- und Denkmustern geht und darum, "wie ein Anders-Denken möglich werden kann, obwohl wir keine andere Sprache als die patriarchale kennen". Marlene Streeruwitz lebt als freie Schriftstellerin hauptsächlich in Wien.