Biographie
Der Genealoge und Topograf Ladislaus Sunthaym war gebürtiger Ravensburger, studierte in Wien und wurde im Bistum Konstanz zum Priester geweiht. Er erhielt im Wiener Stephansdom insgesamt drei Messpfründe (1473 und 1483) und 1504 einen Sitz im Wiener Domkapitel. Ab etwa 1470 befasste er sich mit Genealogie und verfasste mehrere Genealogien österreichischer Fürsten- und Adelshäuser.
Im Zusammenhang mit der Heiligsprechung Leopolds III. (1485) beauftragte ihn das Stift Klosterneuburg mit der Abfassung einer Geschichte der Babenberger. Er betrieb dafür kritische Quellenforschungen und unternahm ausgedehnte Studienreisen. Seine Arbeit ist eine bedeutende wissenschaftliche Leistung. Sein Text inspirierte den großen gemalten Stammbaum, mit dem 1489 in Klosterneuburg begonnen wurde. Den Malern lag zweifellos ein Manuskript Sunthayms vor. 1491 erschien das Werk Sunthayms in Basel im Druck. Es ist die erste gedruckte Landesgeschichte von Österreich. Im selben Jahr wurde der Text zur Illustration des gemalten Stammbaums auf acht Pergamentblätter (je 810 x 630 mm) geschrieben und prächtig illuminiert. Die Sunthaym-Tafeln wurden im Kreuzgang in der Nähe des Stammbaums aufgehängt und sollten zu seiner Erklärung dienen. Bleibende Nachwirkung hat Sunthayms Werk nicht nur durch den viel bewunderten Stammbaum erlangt, sondern auch durch die von ihm erfundenen Beinamen der Babenberger, die zum Teil noch heute gebräuchlich sind.
1497 war Sunthaym Gründungsmitglied der von Conrad Celtis geschaffenen literarischen Gesellschaft "Sodalitas Danubiana" und verfasste um 1500 eine Landesbeschreibung von Süddeutschland, die wertvolle topografische Angaben zu Österreich enthält. Bis zu seinem Lebensende war er für Kaiser Maximilian I. tätig. Nach seinem Tod im Jänner 1513 fiel sein wissenschaftlicher Nachlass an Johannes Cuspinian.