Biographie
Franz von Suppé, der Bahnbrecher der Wiener Operette, war eng mit Gars am Kamp verbunden, das er seinen "liebsten Ort auf der Welt" nannte. Er war zu seiner Zeit einer der erfolgreichsten Komponisten Wiens. Geboren in Split, studierte er in Wien bei Simon Sechter und Ignaz Seyfried und war kurze Zeit auch Schüler des großen Gaetano Donizetti. Seine Karriere begann Suppé - er selbst schrieb sich Suppè - als Kapellmeister im Theater in der Josefstadt, später wirkte er vor allem am Theater an der Wien und ab 1865 am Theater in der Leopoldstadt. Diese Bühnen führten auch die meisten seiner sehr erfolgreichen Werke auf, darunter "Zehn Mädchen und kein Mann" (1862), "Die schöne Galathee" (1865 in Berlin uraufgeführt), "Leichte Kavallerie" (1866), "Banditenstreiche" (1867), "Fatinitza" (1876) und sein Meisterwerk, die Operette "Boccaccio" (1879). Insgesamt schrieb er mehr als 211 musikalische Werke für die Bühne. Daneben hatte er auch weniger bekannte Stücke komponiert, wie eine Symphonie, Streichquartette und ein Requiem für Soli, Chor und Orchester, das erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Wiener Stadtbibliothek aufgefunden und erstmals in London und dann 1986 in Wien aufgeführt wurde.
Als junger Kapellmeister dirigierte Suppé 1841 in Niederösterreich im Badener Stadttheater, erhielt allerdings schlechte Kritiken. Man bezeichnete ihn dort sogar als einen der "stilllosesten Komponisten". Jahre später, als er bereits auf dem Höhepunkt seines Erfolges war, suchte er abseits der Großstadt und der Hektik des Theaterlebens eine
ruhige Sommerfrische. 1876 kam er erstmals mit Frau und Dienerschaft per Bahn nach Eggenburg und mit der Pferdekutsche nach Gars am Kamp und quartierte sich in der Haangasse 27 ein. Dort entstanden in den drei folgenden Jahren große Teile des "Boccaccio". 1879 erwarb er in der Kremserstraße 40 ein Bauerngehöft, das er durch Zukauf, Um- und Neubauten zu einem Landsitz im dalmatinischen Stil erweiterte. Insgesamt verbrachte Suppé in Gars 20 Sommer, 1891 feierte er hier mit seiner zweiten Frau Silberhochzeit. Bei dieser Gelegenheit wurde ihm die Ehrenbürgerschaft verliehen. Zum letzten Mal kam er 1895 in "sein" Gars, das er Anfang Mai, wenige Wochen vor seinem Tod, verließ.
Aus dem umfangreichen Werk Suppés werden heute vor allem Ouvertüren zum Volksstück "Dichter und Bauer", zur Operette "Leichte Kavallerie" oder das Walzerlied "Hab ich nur deine Liebe" aus der Operette "Boccaccio" gespielt. In Gars am Kamp ist eine ständige Ausstellung im Zeitbrücke-Museum dem Leben und Schaffen des großen Komponisten gewidmet.
(Quelle: P. Erhart, Niederösterreichische Komponisten, 1998, Doblinger Wien, S. 147)