Wilhelm Szabo


*30.8.1901 bis †14.6.1986

Gedicht: "Das Dorf hieß Namenlos"

Das Dorf hieß Namenlos.
Im Nachten kam ich an.
Von Weiher, Moor und Moos
ging aus ein schwarzer Bann.
Der Rain verglomm, ein Pflug
hielt seine Holme hin.
Ein Licht verriet den Krug
und Bauern lärmten drin.
Ich war nicht ihrer Art.
Ich schneite so herein.
Ich hockte ausgespart
bei meinem Brot und Wein.
Ich hörte stumm mit an
Gespräch um Korn und Vieh,
und einwuchs Dorn und Tann
und Kauz und Unke schrie.
Und Dunst war da und Rauch
und Brunst von Mann und Weib
und leis des Tods ein Hauch
und dumpfer Angstvertreib.
Und immerzu das Haus
Umschlurfte Wächterschritt,
und hohl ein Windgebraus
klang in den Feldern mit.
(Quelle: Dichtung aus Niederösterreich, Bd. 1: Lyrik, hg. vom NÖ Bildungs- und Heimatwerk, 1969, S. 76)