Carpoforo Tencalla


*10.9.1623 bis †9.3.1685

Biographie

Carpoforo Tencalla war ein Tessiner Maler, welcher unter anderem die Fresken des Marmorsaales, zwei weitere Räume des ersten Stockes sowie die Schlosskapelle im Schloss Trautenfels anfertigte.

Tencalla, Sohn eines Architekten, absolvierte seine Ausbildung in Mailand, Bergamo und Verona. In seiner Jugend war er in Oberitalien tätig, wo er sich bereits einen glänzenden Ruf erwerben konnte. Er wurde – vor allem auch durch seine zahlreichen späteren Arbeiten im Gebiet nördlich der Alpen – zu den „vornehmsten Meistern“ in der Freskomalerei gezählt. Arbeiten aus dieser Zeit sind im Palazzo des Marchese Terzi in Bergamo, in einer Kapelle in Santa Maria Maggiore und in der Kapelle Santa Maria delle Grazie in der Kathedrale von Lugano nachweisbar.

In Österreich ist Carpoforo Tencalla erstmals 1659/1660 im Stift Lambach (), wo er die Wandfresken im Presbyterium der Stiftskirche anfertigte, und im Palais Abensperg-Traun in Wien tätig. Anfang 1665 ist er abermals in Bergamo in der Kirche Madonna di Santa Giacomo aktiv und gestaltet die dortigen Deckenmalereien über dem Altar, bis er anschließend im Auftrag der Kaiserin Eleonora wieder nach Wien zurückkehrt und bis 1673 als ihr Hofmaler beschäftigt ist. In diesem Zeitraum und darüber hinaus sind nicht nur die Arbeiten für das Stift Heiligenkreuz, die Wiener Dominikanerkirche, Schloss Petronell, Schloss Esterhazy und die Wiener Hofburg entstanden, sondern auch jene im Auftrag von Graf Siegmund Friedrich von Trauttmansdorff für Schloss Trautenfels, wo er den Marmorsaal gestaltete.

Der somit nachweislich vielfach engagierte Künstler ließ sich seine Kunstfertigkeit teuer bezahlen, arbeitete dafür aber auch schnell und verlässlich. In den Wintermonaten zog sich Tencalla immer wieder in seine Heimat zurück und ging weiteren Aufträgen nach. Ab 1674/75 war der Künstler im Auftrag der Familie Liechtenstein in Mähren, in der Bischöflichen Residenz von Olmütz und im Schloss Kremsier tätig, bis er schließlich 1682 einen Kontrakt für die Freskengestaltung des Domes von Passau unterzeichnete – er arbeitete daran bis zu seinem Tod im Jahre 1685.

Von seinem reichen Schaffen ist unglücklicherweise nur wenig erhalten geblieben: So fielen die Fresken in der Wiener Hofburg und jene der Residenz von Olmütz und Schloss Kremsier Bränden zum Opfer, während im Zuge der zweiten Türkenbelagerung ein Großteil der Fresken in Petronell, der Kirche am Hof und in Heiligenkreuz zerstört wurden; das Stadtpalais Abensperg-Traun wurde überhaupt abgebrochen. Aus diesen Gründen stellen die Freskenprogramme des Passauer Domes, der Festsaal des Schlosses Esterhazy in Eisenstadt sowie die freskale Ausgestaltung im Schloss Trautenfels, die wesentlichsten Dokumentationen seines künstlerischen Schaffens dar.

Quelle: Ennstalwiki