Ulrich von Pottenstein


*~1360 bis †~1417

Biographie

Ulrich war ab ca. 1390 Pfarrer in Pottenstein, danach Pfarrer in Mödling und Hofkaplan Herzog Albrechts IV. von Österreich, ab etwa 1406 Dechant in Enns. Er gilt als Verfasser des umfangreichsten katechetischen Werks des deutschen Spätmittelalters. Es ist als Nachschlagewerk konzipiert, das dem Leser weite Gebiete des christlichen Glaubens aufschlüsselt. Es geht Ulrich um Seelsorge und Laienbelehrung unter dem Gesichtspunkt der praktischen Nützlichkeit. Er hält es für nützlicher, man lese seinen "Katechismus" wie "in den püchern der alten sagmer oder in dem Tytrell oder in Dietreichs von Pern und der andern rekchen streytpüchern".

Ulrich übersetzte während seiner Amtszeit in Enns auch das lateinische Fabelbuch "Speculum sapientiae". Seine Übersetzung ist in zahlreichen Handschriften überliefert und wurde teilweise reich bebildert. So auch die Erzählung vom Schiffsmann und dem Wal, die unter anderem in einer Melker Handschrift überliefert ist: Kapitel 8 des ersten Buchs beginnt mit einem erzählenden Text über einen Schiffsmann, der in höchster Seenot an einer Insel anlegt, von der der Leser gleich im ersten Satz erfährt, dass sie eigentlich ein Walfisch ist. Als der Schiffer Feuer anzündet, bewegt sich das Tier. Der Schiffer flüchtet zum Boot zurück und tadelt den Wal, weil er ihm nur trügerische Sicherheit gewährt habe. Der Wal erklärt, dass die Dinge auf Erden ihrem Wesen nach nicht das seien, als das sie erschienen, und dass der Mensch einen sicheren Hafen suchen müsse. Ulrich gibt dem Tier Gelegenheit, ausführlich auf die trügerische Weisheit der Sophisten, die heuchlerische Vollkommenheit der Klosterleute und die Unaufrichtigkeit der Richter hinzuweisen.