Graf Johann Nepomuk Wilczek


*7.12.1837 bis †27.1.1922

Biographie

Graf Johann Nepomuk Wilczek war Großgrundbesitzer und beispielloser Förderer von Kunst, Wissenschaft und gemeinnützigen Einrichtungen. Mit dem Wiederaufbau der Ruine Kreuzenstein schuf er ein "Museum des Mittelalters".

Graf Wilczek wurde in Wien geboren und unternahm schon in frühen Jahren Bildungsreisen nach Paris. 1858 heiratete er die Gräfin Emma von Emo-Capodilista, von 1861 bis 1918 war er Mitglied des Herrenhauses. In seiner Funktion als Kämmerer am Hof lernte er wichtige Persönlichkeiten der Zeit kennen, darunter Napoleon III., Kaiserin Augusta von Deutschland, die spätere Kaiserin Victoria oder Königin Henriette von Belgien. Er knüpfte weit reichende Kontakte und unternahm viele Reisen, darunter die Nordpolexpedition zusammen mit Julius Payer und Karl Weyprecht in den Jahren 1872 bis 1874, die Wilczek auch finanzierte. Er selbst fuhr auf dem Schiff Isbjörn (Eisbär). Nach dieser Reise begann der Wiederaufbau der Ruine Kreuzenstein, der bis 1908 dauern sollte.

1879 arrangierte Wilczek mit Hans Markart den berühmten "Markart-Festzug" anlässlich der Silbernen Hochzeit des Kaiserpaares. Er gründete die Wiener Freiwillige Rettungsgesellschaft (1881), die Mensa an der Universität Wien, gemeinsam mit Theodor Billroth das Rudolfinerhaus (1882) und war Gründungsmitglied der Wiener "Gesellschaft für Kunstfreunde" (1900). Zu seinen vielfältigen Tätigkeiten gehörte die Auswahl der Objekte für die österreichische Abteilung der internationalen Kunstausstellung in St. Petersburg (1904), die Organisation von Hilfszügen in das vom Erdbeben zerstörte Catania (1906), die Gestaltung der historischen Teile der Wiener Jagdausstellung (1910) oder die Koordination des Kaiser-Huldigungs-Festzuges anlässlich des 60-jährigen Thronjubiläums Kaiser Franz Josephs (1908). In den Jahren 1894 bis 1918 war Wilczek im Kuratorium des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien tätig.

Seine größte Leidenschaft galt aber seit seinem 13. Lebensjahr der Sammlung von mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Kunst. Bis zu seinem Tod sammelte er mehr als 100.000 Objekte. Von einem geradezu enzyklopädischen Bemühen getragen, entstand eine bedeutende Sammlung von Glasmalereien (13. bis 16. Jahrhundert), wertvollen Skulpturen, Gemälden und Mobiliar, Keramik und Geschirr. Daneben legte er auch die größte private Waffensammlung Österreichs an, zu der auch ein keltisches Bronzeschwert gehört.

Die bedeutendste Leistung Wilczeks war der Wiederaufbau der Ruine Kreuzenstein (1874-1908). Für den Bau trug er romanische und gotische Bauteile aus vielen europäischen Burgen zusammen und gestaltete die Burg mit seinen Sammlungsstücken aus. Er schuf damit eine romantische Ritterburg nach den zeitgenössischen Vorstellungen vom Mittelalter. Teile der Sammlung wurden allerdings durch den Brand im Jahr 1915 zerstört, darunter die Sammlung der Wiegendrucke und illuminierten Handschriften, Holzschnitte, Kupferstiche und mittelalterliche Musikinstrumente.

Graf Wilcek wurde vielfach geehrt, unter anderem von der Akademie der Wissenschaften und von Kaiser Franz Joseph, der ihn zum Ritter des Goldenen Vlieses ernannte. Er starb 1922 in Wien und wurde in der Familiengruft auf Burg Kreuzenstein bestattet.