Biographie
Der ÖVP-Politiker, langjährige Generalsekretär, Vizekanzler und 1970/1971 Parteiobmann, gilt als eine der markantesten politischen Persönlichkeiten der 1960er Jahre. Auch wenn er nicht zu den beliebtesten Politikern zählte, wurde er respektiert und gefürchtet. Auf Grund seiner nüchternen Strenge und Unbeirrbarkeit erhielt er den Beinamen der "Eiserne Hermann".
Geboren in Gaweinstal im Weinviertel, war Withalm nach dem Jusstudium in Wien als Notar in Poysdorf tätig und engagierte sich als Bezirksführer in der "Vaterländischen Front". Nach dem Kriegsdienst 1942 bis 1945 war er ab 1947 Notar in Wolkersdorf. Seine politische Laufbahn führte steil bergauf: 1952 Bezirksparteiobmann, 1953 Nationalratsabgeordneter, 1956 Staatssekretär im Finanzministerium und von 1960 bis 1970 Generalsekretär. In seine zehnjährige "Amtszeit" fiel 1966 das beste Wahlergebnis der Volkspartei (mit Ausnahme der Nachkriegswahlen 1945), das zur ersten ÖVP-Alleinregierung unter Josef Klaus führte.
Seit 1966 auch Parlamentsklubobmann, wurde Withalm 1968 von Josef Klaus als Vizekanzler in die Regierung berufen. Er war einer der härtesten politischen Gegner der SPÖ und ein brillanter Redner. Seine geschliffenen Wortgefechte, etwa mit Bruno Pittermann, zählen zu den rhetorischen Glanzlichtern in der Geschichte des Hohen Hauses. Zu seinen großen politischen Leistungen gehört die Ermöglichung der grundlegenden Reform des ORF.
Als sich Josef Klaus nach der Wahlniederlage gegen Bruno Kreisky 1970 abrupt aus der Politik zurückzog, wurde Withalm für ein Jahr Bundesparteiobmann, stellte sich aber nicht mehr der Wahl am 4. Juni 1971. Die Partei übernahm Karl Schleinzer, während Withalm nur mehr Abgeordneter zum Nationalrat blieb, dem er bis 1975 - insgesamt 22 Jahre - angehörte. Die schwerste Niederlage seiner politischen Karriere erlebte er 1974 bei der Kandidatur für die Bundespräsidentenwahl. Die ÖVP hatte sich auf ihn als den würdigsten Kandidaten geeinigt, aber im letzten Moment Alois Lugger gegen Rudolf Kirchschläger aufgestellt - eine Entscheidung, die Withalm sehr nahe ging. Seine letzte politische Funktion übte er im Seniorenbund aus, dessen Obmannschaft er 1976 übernahm und bis November 1988 bekleidete, danach war er Ehren-Obmann.
Withalm war ein Gegner der Koalition mit den Freiheitlichen, äußerte sich aber in den letzten Jahren politisch nur selten. Er schrieb Bücher und ging auf die Pirsch, Interviews gab er kaum mehr. Hermann Withalm, dessen politische Bedeutung über alle Parteigrenzen hinweg gewürdigt wird, starb 2003 im Alter von 91 Jahren.