Lunz am See


Gemeinde Lunz am See

Ortsgeschichte

Der Markt Lunz am See hatte seit dem Spätmittelalter zentrale Bedeutung für den Eisenhandel und die Eisenverarbeitung. Die Gegend war schon in der Jungsteinzeit besiedelt. Die ersten Erwähnungen von Lunz stammen aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Im Urbar der Babenberger wird der Lunzer See um 1230 als Fischweide am Ötscher verzeichnet. Etwa 100 Jahre später erwarb Herzog Albrecht II. um 1340 den See und die Umgebung für die neu gegründete Kartause Gaming. Das „Lunz-Amt", wie die Gegend hieß, umfasste bald neben landwirtschaftlichen Gütern auch Mühlen, Hämmer sowie Gasthöfe für die vom Erzberg kommenden Fuhrwerke. Aus dem ursprünglich im Bereich des Mündungswinkels des Bodingbachs gelegenen Dorf entwickelte sich ein Siedlungsraum unterhalb des Bachauslaufs entlang der Amonstraße, der zu einem bedeutenden Straßenknotenpunkt wurde.

1392 wird erstmals eine Marienkirche in Lunz urkundlich genannt, die heutige Pfarrkirche Heilige Drei Könige. Die spätgotische zweischiffige Hallenkirche wurde um 1500 errichtet (1503). Ihre Gnadenstatue „Maria im goldenen Sessel" aus der Mitte des 15. Jahrhunderts machte Lunz zu einem viel besuchten Wallfahrtsziel.

Von der Wohlhabenheit der Hammerherren zeugt das von Martin Ofner 1551 errichtete und um 1590 ausgebaute und sgraffierte „Amonhaus", eines der schönsten Renaissancehäuser in Österreich und der einzige Renaissancebau im Ybbs- und Erlauftal. Seinen Namen erhielt das Haus vom Hammerherrn Johann Franz von Amon (1754-1825), der aus Waidhofen an der Ybbs eingeheiratet hatte, Gewerke wurde und den Hammerherrenhof bekam. Sein Hammerwerk war einer der 13 Großzerrenhämmer des Ybbstals, in denen das Roheisen vom Erzberg zu Schmiedeeisen und Stahl umgeschmolzen wurde. Amon machte sich besonders in der Zeit der Napoleonischen Kriege 1805 und 1809 als Amtmann und kluger Vermittler verdient. Das Amonhaus wurde zum kulturellen Zentrum des oberen Ybbstals und war ein vornehmes, auch vom Kaiserhaus 1810 und 1820 genutztes Quartier. Seit 1960 im Besitz der Gemeinde, ist es heute das Rathaus von Lunz und beherbergt das von Heinrich Paris (1864-1940) gegründete Hammerherrenmuseum.

Ein anderer mit Lunz eng verbundener Hammerherr war Andreas Töpper, Fabriksherr aus Neubruck. Er erwarb 1832 im heutigen Ortsteil Kasten den ehemaligen Proviantkasten der Innerberger Hauptgewerkschaft, adaptierte ihn als Herrenhaus und eröffnete hier 1854 ein Hammerwerk. Die von ihm in Kasten errichtete „Töpperbrücke" über die Ybbs mit gusseisernen Heiligenstatuen (Johannes von Nepomuk, Andreas, Florian, Helena, Maria Immaculata) ist eines der Wahrzeichen der Gegend.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde im ganzen Ybbstal die traditionsreiche Eisenverarbeitung durch die Holzverarbeitung ersetzt. In Kasten entstand 1881 eine Fabrik für Holzstoff und Pappe, bei Lunz ein Sägewerk und eine Zimmerei. Als neuer Wirtschaftszweig entwickelte sich der Fremdenverkehr, begünstigt durch den Anschluss an die Ybbstalbahn 1898, der jährlich zahlreiche Touristen zu der Lunzer Seen- und Bergwelt bringt. 1957 wurde Lunz zum Markt erhoben.

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts war Lunz auch ein Zentrum der Wissenschaft und Forschung. 1905 gründete Carl Kupelwieser die „Biologische Station Lunz" als weltweit zweitältestes Institut für Limnologie, der Wissenschaft von der Ökologie der Binnengewässer, das unter der jahrzehntelangen Leitung von Professor Franz Ruttner (1908-1957) Pionierarbeit leistete. Von 1972  bis zu ihrer Schließung im Jahr 2003 war die Biologische Station eine Abteilung des Instituts für Limnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Ihr folgte 2007 der WasserCluster Lunz am See, ein Interuniversitäres Zentrum für die Erforschung aquatischer Ökosysteme.