Weikersdorf am Steinfelde


Gemeinde Weikersdorf am Steinfelde

Ortsgeschichte

Westlich von Wiener Neustadt liegt die Gemeinde Weikersdorf am Steinfelde. Der Ortsname ist urkundlich erstmals 1146 als Wikheresdorf belegt und könnte auf den althochdeutschen Männernamen Wikheri/Wigheri (= Kampfgenosse) zurückgehen. In diesem Jahr stiftete Heinrich von Dunkelstein, ein Ministeriale des steirischen Markgrafen Ottokars, bei seinem Aufbruch zum Zweiten Kreuzzug dem Zisterzienserstift Rein in der Steiermark Grund und Boden zu Weikersdorf. Das Stift errichtete um 1164 eine Grangie (= Wirtschaftshof) in Weikersdorf, der heutige Steinfeldhof.    

Seit dem 13. Jahrhundert wurde Weinbau an den Ausläufern der Fischauer Berge betrieben. Der stiftliche Besitz mehrte sich in den kommenden Jahrzehnten. So überließ Erzbischof Eberhard II. von Salzburg der Zisterze 1217 die Weinzehente zu Weikersdorf. 1251 erhielt Rein von Otto von Emmersberg einen Wald und ein Bergrecht zu Weikersdorf. Im Urbar von 1395 umfassten diese Liegenschaften zwei Höfe, drei Halb- und ein Viertellehen sowie eine Mühle. 1558 verkaufte das Zisterzienserstift seine Besitzungen an die Herrschaft Stixenstein. Laut Bereitungsbuch des Viertels unter dem Wienerwald, 1590 erstellt, teilten sich zu diesem Zeitpunkt neun Grundherrschaften den Besitz, der aus 91 Häusern bestand. In der Folge ging das Amt Weikerdorf in den von Maria Freiin von Questenberg (1620) über. Dadurch unterstanden Teile von Weikersdorf der Herrschaft Kranichberg. Ihre Erben, die Grafen von Lambach, vergrößerten ihren Besitz bis 1688 auf 53 Häuser. Bis 1769 besaß nun Kranchberg die Grundherrschaft. Dann ging sie an die Herrschaft Neunkirchen über.  

Die Kriegsläufe der frühen Neuzeit gingen nicht spurlos  an den Bewohner/innen von Weikersdorf vorüber. Sie mussten sich an der Instandsetzung der Befestigung von Wiener Neustadt durch Arbeitsleistungen beteiligen. Während des zweiten Ansturms der Osmanen 1683 wurde der Ort geplündert und fast zur Gänze niedergebrannt, bis auf ein Haus, so dem Bischof von Neustadt gehörig, wie das Gültbuch des Viertels unter dem Wienerwald berichtet. Die Bevölkerung floh nach Wiener Neustadt bzw. in die nahegelegene Burg Starhemberg. Während der Kuruzzeneinfälle 1703 wurde das Gebiet wieder verwüstet. Um 1800 waren einmal russische, dann wieder französische Truppenteile in Weikersdorf einquartiert.

Am westlichen Ortsausgang liegt die dem hl. Jakobus dem Älteren geweihte Pfarrkirche. Die Kirche wird 1220 erstmals als Filiale von Fischau erwähnt. Für 1330 existiert die Erwähnung eines Pfarrers. Um 1475 gelangte sie an die Propstei St. Ulrich in Wiener Neustadt. Ursprünglich handelte es sich um eine romanische Chorquadratkirche, die während der Spätgotik um- und ausgebaut wurde. 1683 schwer beschädigt wurde unter dem Domherrn Franz Zeißler 1753 mit der Errichtung der barocken Saalkirche begonnen. Die mittelalterlichen Strukturen und Mauern wurden mitgenutzt. Der mächtige Ostturm wurde in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts über dem romanischen Chorquadrat errichtet. Die Einrichtung stammt großteils aus dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts.

Mit der Eröffnung der Bahnlinie Bad Fischau – Puchberg am Schneeberg wurde Weikersdorf an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Für eine Verbesserung der Infrastruktur sorgten die Einführung des elektrischen Lichts 1923 und der Bau einer Wasserleitung bzw. dreier Ortsbrunnen (1930). Zu Ende des Zweiten Weltkriegs lieferten sich Truppen der 99. Russischen Garde-Schützen-Division im Ortsgebiet Kämpfe gegen deutsche Verteidiger. Weikersdorf lag unter Artilleriebeschuss. Dem Bürgermeister gelang am 2 April 1945 eine kampflose Übergabe des Ortes. In der Nachkriegszeit war Weikersdorf ein wichtiger Lebensmittellieferant für die hungernde Bevölkerung in Wiener Neustadt. 1984 verlieh die NÖ Landesregierung der Gemeinde ein Wappen verliehen: In einem grünen Feld, das oben von einem mit einem grünen Föhrenzweig belegten goldenen Schildeshaupt und unten von einem schwarzen mit einem goldenen Kreuz belegten Schildesfuß begrenzt wird, ein goldener Zwerchhof mit geschlossenem Tor. Der Föhrenzweig erinnert an die 1765 begonnene Anpflanzung von Föhrenwäldern in der Region. 

Das dörfliche Ortsbild hat sich bis heute weitgehend erhalten. Die Hauptstraße bestimmen noch heute die typischen Zwerchhöfe mit ihren breiten Einfahrtstoren. Auch der vom Frauenbach durchflossene Dreiecksanger ist noch ungestört erhalten.