Gresten (Gresten-Land)


Gemeinde Gresten

Ortsgeschichte

Der Markt Gresten im Kleinen Erlauftal, Teil des „Kulturparks Eisenstraße", war vom 15. bis zum 19. Jahrhundert ein bedeutendes Zentrum des Eisen- und Provianthandels und des Schmiedehandwerks. Gresten bildete mit Scheibbs und Purgstall die so genannten „Drei Märkte", die den Erzberg mit Lebensmitteln versorgten und dafür Roheisen weiterverarbeiteten.

Schon in der Römerzeit gab es in der Gegend Handelseinflüsse, wie Münzfunde aus den Jahren 260 und 364 belegen. Der Ort entstand um 1200 als Kirchweiler um die heutige Pfarrkirche St. Nikolaus, die 1219 als Vikariat von Steinakirchen am Forst genannt wird. Im 13. Jahrhundert wurde das Dorf mit einem neu angelegten Rechteckplatz im Süden zu einer Marktsiedlung (Oberer Markt) erweitert, die 1277 erstmals als Markt bezeichnet wird. Herrschaftsinhaber waren die Hausegger auf Burg Hausegg (Oberhausegg) und dann die Zinzendorfer auf Niederhausegg, heute Schloss Stiebar.

Von der urkundlich erstmals 1142 als Sitz der Hausegger genannten Burg Oberhausegg in der Gemeinde Schadneramt sind nur mehr Ruinenreste erhalten. Anfang des 14. Jahrhunderts kam es im Zuge von Besitzstreitigkeiten unter den Schwiegersöhnen des letzten Hauseggers Friedrich III. zu einer Herrschaftsteilung. Otto Zinzendorfer, einer der Kontrahenten, erhielt 1301 die herzogliche Erlaubnis zur Errichtung eines neuen Sitzes (Gemeinde Ybbsbachamt), der zur Unterscheidung von der älteren Burg „Niederhausegg" genannt wurde und bis 1735 im Besitz der Zinzendorfer, seit 1662 Reichsgrafen, blieb.

Oberhausegg wurde zwei Jahrzehnte nach der Teilung an den Bischof von Regensburg verkauft und war in der Folgezeit Sitz bischöflicher Pfleger. Mit der Erwerbung der Burg 1546 vereinten die Zinzendorfer beide Herrschaften. Oberhausegg verfiel zur Ruine, aus deren Steinen 1854 auf dem Burgareal die „Oberhauskapelle" errichtet wurde.

Durch die Bildung der privilegierten Dreimärkte-Gemeinschaft mit Scheibbs und Purgstall blühte in Gresten seit dem 15. Jahrhundert das Schmiedehandwerk sowie der Eisen- und Provianthandel mit dem Erzberg. Der Ausbau der „Dreimärktestraße" über den Grubberg bei Lunz Ende des 15. Jahrhunderts und durch die Mendling bei Göstling 1544 bis 1561 machte die alten Saumpfade auch für Pferdewagen benutzbar und leitete die wirtschaftliche Blütezeit der Eisenwurzen ein. In Gresten wurden Sensen, Sicheln, Pfannen, Kessel und Nägel hergestellt, berühmt wurden die Schönauer Sicheln. Noch Mitte des 19. Jahrhunderts gab es zahlreiche Hämmer und Schmieden. An die Bedeutung des Marktes erinnern stattliche Bürger- und Gewerbehäuser, die im Kern auf das 16. und 17. Jahrhundert zurückgehen.

Die Ende des 15. Jahrhunderts spätgotisch umgebaute Nikolauskirche (1482) wurde um 1600 selbstständige Herrschaftspfarre unter dem Patronat der damals protestantischen Zinzendorfer auf Niederhausegg. Nach deren Aussterben 1735 waren die Grafen Stiebar im Besitz des Schlosses (1765-1820), die es im Zuge von Umbauten 1795 in „Stiebar" umbenannten. Unter den Freiherren von Knorr (1820-1908) wurde Schloss Stiebar ein kultureller Treffpunkt des Landes, wo sich zahlreiche Maler und Dichter aufhielten, so auch Jakob, Rudolf und Franz Alt, Josef Kriehuber und Johann Ender. Seit 1908 ist die Familie Seefried Eigentümer des Schlosses.

1954 wurde im ehemaligen spätgotischen Karner von Gresten ein Heimatmuseum eingerichtet, das sich der wirtschaftlichen Bedeutung Grestens an der Eisenstraße widmet. Als Ideen- und Kulturwerkstätte für die Orte der „Eisenstraße" ist die Grestener „Kulturschmiede" konzipiert, die Raum für Kultur, Unterhaltung, Bildung, Feste und Aktivitäten aller Art bietet.

Mit Bescheid vom 13. Juli 1982 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Gemeinde Gresten-Land, zu der die Katastralgemeinden Oberamt, Schadneramt und Unteramt gehören, ein Wappen: In einem von Silber auf Grün geteilten Schild, oben ein aus der Schildesteilung wachsender roter Spieß mit goldener Parierstange, unten in Grün ein goldener Apfel an einem Zweig mit zwei goldenen Blättern hangend. Die vom Gemeinderat festgesetzten Gemeindefarben Weiß-Grün  wurden genehmigt.