Heiligsprechung Leopolds III.
Anfang des Jahres 1485 kam der Kanonisationsprozess Leopolds III. zum Abschluss. Er war fast 150 Jahre zuvor von Herzog Albrecht II. und seinem Sohn Rudolf IV. eingeleitet worden. Seit dem 14. Jahrhundert ist auch eine zunehmende Verehrung Leopolds III. nachweisbar, an jedem Todestag stellten sich mehr Besucher an seinem Grab in Klosterneuburg ein. Seit dem Jahr 1323 wurdenauch Aufzeichnungen über Wunder geführt. Am 30. Dezember 1358 beauftragte Papst Innozenz VI. den Erzbischof von Prag, den Bischof von Olmütz und den Abt von Heiligenkreuz mit den für eine Kanonisation vorgeschriebenen Untersuchungen, die aber nicht zum Abschluss kamen.
Erst rund 100 Jahre später, auf dem Landtag zu Korneuburg 1465, veranlasste Bischof Ulrich von Passau die Stände zu einem erneuten Ansuchen um die Heiligsprechung. Kaiser Friedrich III. sandte eine entsprechende Bitte an den Papst und bemühte sich bei seinem Besuch in Rom im Herbst 1468 persönlich um die Angelegenheit. Zur gleichen Zeit setzten die Untersuchungen in Klosterneuburg ein, der Prälatenstand drängte auf schnelle Erledigung, die Universität Wien und das Stift Klosterneuburg förderten durch Eingaben den Prozess. Papst Sixtus IV. begann erneut mit Untersuchungen. Die Vorbereitungen zogen sich in die Länge, noch in den 70er Jahren des 15. Jahrhunderts war kein Ende abzusehen, da es offenbar von vielen Seiten Widerstände gab. Erst 1483 erklärte sich Sixtus IV. schließlich zur Kanonisation bereit, wobei das Interesse des Herrscherhauses an der Heiligsprechung eines seiner Vorgänger wohl ausschlaggebend war. Nach dem Tod des Papstes im August 1484 bestimmte sein Nachfolger Innozenz VIII. wenige Tage nach seiner Wahl die kommenden Weihnachten als Zeitpunkt der Kanonisation. Als geeignetes Datum für einen Regenten wurde der Dreikönigstag, der 6. Jänner 1485, für die feierliche Kanonisation gewählt.
Schon während des Prozesses waren zahlreiche Darstellungen Leopolds entstanden und Schriften über sein Leben gedruckt worden. Das Stift Klosterneuburg gab ein riesiges Gemälde in Auftrag, um das Volk mit der Familiengeschichte des neuen Landesheiligen vertraut zu machen. Die historische Grundlage dafür bildete die 1491 im Druck erschienene Arbeit des Ladislaus Sunthaym. Der Text wurde auf Blätter aus Pergament geschrieben, die so genannten "Klosterneuburger Tafeln", und bildlich im "Babenberger-Stammbaum" umgesetzt, der in den Jahren 1489 bis 1492 von Hans Part und anderen Malern hergestellt wurde.
Auf 27 Rundbildern sind die Männer der Babenberger in Szenen aus ihrem Leben dargestellt, auf den Seitenflügeln die Frauen, die als Halbfiguren aus Blütenkelchen wachsen. Auf dem rechten Flügel hält Markgräfin Agnes, die Gemahlin Leopolds III., das Modell der Stiftskirche Klosterneuburg in der Hand, auf der auch das romanische Westwerk der Kirche zu sehen ist. Anlässlich der Feierlichkeiten um die Erhebung der Gebeine am 15. Februar 1506 schuf der aus Passau stammende Maler Rueland Frueauf der Jüngere zu Ehren des Heiligen den Leopoldsaltar in Klosterneuburg.
(Quelle: Landeschronik Niederösterreich, 2. Aufl. 1994, S. 158f.)