Evangelisch-katholische Adelshochzeit 1557
Die am 8. August 1557 im Herrenhaus von St. Pölten stattfindende Adelshochzeit zwischen einer Protestantin und einem Katholiken erregte großes Aufsehen. Die Braut war eine Verwandte der protestantischen Adeligen Leopold Grabner auf der Rosenburg, Lienhart Kirchberger von Viehofen und Achaz Enenkel und heiratete einen katholischen Herrn von Neidegg. Der Bräutigam musste bestätigen, die Braut in ihrer Augsburger Konfession niemals zu beschweren und selbst auch diesen Glauben annehmen zu wollen. Prädikant des Leopold Grabner war Christoph Reuter, einer der damals prominentesten evangelischen Geistlichen in Österreich. Er hielt im Herrenhaus eine Predigt für die Braut und deren Verwandte, während der Bräutigam mit seinen Glaubensgenossen in die Pfarrkirche zur Messe ging. Der Bräutigam beschwerte sich über die "Verführung" seiner Braut durch den Prädikanten, und der Hofmeister Jörg von Männing "wollt sein Weib einmauern lassen", weil sie bei der Versammlung der Protestanten geblieben war. Die Bürger von St. Pölten waren Zuschauer der konfliktträchtigen Hochzeitsfeierlichkeiten. Als Kaiser Ferdinand I. davon erfuhr, befahl er dem Stadtrat von St. Pölten , den Prädikanten zu verhaften, sollte er sich wieder in der Stadt blicken lassen.
(Quelle: Landeschronik Niederösterreich, 2. Aufl. 1994, S. 173)