St. Marein


Gemeinde Brunn an der Wild

Ortsgeschichte

Im Nordwesten des Horner Beckens liegt der planmäßig angelegte Kirchort St. Marein. Manche der um den quadratischen Platz liegenden Häuser stammen im Kern noch aus dem 17. Jahrhundert. St. Marein gehört heute als Katastralgemeinde zur Großgemeinde Brunn an der Wild.

Die ältesten urkundlichen Nennungen stammen aus dem ausgehenden 12. Jahrhundert. Adelige nennen sich nach Sancta Maria. Gegen Ende des 13. Jahrhundert findet sich ein Chvnrat gehaizzen von sant Marien, zu Beginn des 14. Jahrhunderts ein Ludweich von Sant Marien in Urkunden. Zwischen 1140 und 1180 dürfte man hier eine Kirche – Sanct Maria im Boigenreiche – als Filiale bzw. Vikariat von Strögen errichtet haben. Unterhalb des Ortes befinden sich die Überreste einer kleinen, hausbergartigen Wasserburg, das sog. Schlößl oder Gmäu. Dort, wo sich heute der Pfarrhof und die umliegenden Gebäude befinden, stand einst ein hochmittelalterlicher Ansitz, der durch das ehemalige Schloss St. Marein – Summarein bei Vischer – überbaut wurde. Die Veste St. Marein taucht bereits 1501 in Schriftquellen auf. 1537 war sie in Besitz der Puchheims. Vermutlich während des Dreißigjährigen Krieges teilweise verwüstet, kam das Gut St. Marein durch Kauf in den Besitz des Stiftes Altenburg. Das Schloss wurde um 1665 zum Teil abgebrochen. Die verbleibenden Trakte dienten in der Folge als Pfarrhof und Verwaltungszentrum.  

Bereits 1396 war die Abtrennung von St. Marein von der Pfarre Strögen erfolgt. St. Marein wurde zu einer unmittelbaren Lehenspfarre des Stiftes Altenburg, von dem sie bis heute pfarrlich betreut wird. Auf einer Anhöhe über dem Ort thront der barocke Kirchenbau, der auf eine spätgotische Anlage des 15. Jahrhunderts zurückgeht. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts hatte sich hier eine Wallfahrt etabliert. Das Kultbild war die Statue Unserer lieben Frau im Poigreich. Im Zuge der Gegenreformation wurde die Wallfahrt wiederbelebt, und die Kirche ab 1667 durch den Horner Mauermeister Hans Hochholdinger (auch Hans Hochhaltinger) im barocken Formenschatz um- und ausgebaut. Der heutige Bau der Pfarr- und Wallfahrtskirche Zu Ehren der sieben Freuden Mariä mit einem Mittelschiff und Seitenkapellen mit Emporen entstand um 1682–1684. Die Ausführung des reich gestalteten Hochaltars, der das alte Gnadenbild birgt, erfolgte in den Jahren 1685–1687 durch den Horner Bildhauer Matthias Sturmberger. Die Altäre in den Seitenkapellen waren 1700 fertiggestellt. 1754 wurde der südseitig angebaute Turm erhöht. Sein Glockenhelm entstand 1839. Mit der zunehmenden Beliebtheit der Wallfahrt nach Maria Dreieichen und dem Bau der dortigen Wallfahrtskirche (1744–1750) verlor St. Marein nach und nach seine Bedeutung. Eine Wiederbelebung erlebte die Wallfahrt mit dem marianischen Jahr 1987.    

Schweickhardt beschreibt St. Marein als Dorf von 22 Häusern. In 28 Familien lebten 61 männliche, 60 weibliche Personen und 17 Schulkinder. Der Viehstand belief sich auf 9 Pferde, 10 Ochsen, 30 Kühe, 152 Schafe und 32 Schweine. Neben der Landwirtschaft erwarben einige ihr Zubrot als Bandelkramer. Im Dorf gab es einen Kaufmann, zwei Wirte, einen Fleischhauer, einen Bäcker, einen Schmied, einen Töpfer, einen Schreiner, zwei Schuster und einen Schneider. 1831 hatte Kaiser Franz I. die vier üblicherweise an den Samstagen zwischen Ostern und Pfingsten abgehaltenen Jahrmärkte privilegiert. Bis zur Aufhebung der Grundherrschaft und der Grundentlastung 1848 unterstand St. Marein dem Stift Altenburg. Durch die Schaffung neuer Gemeindestrukturen wurde St. Marein 1855 eine eigene Ortsgemeinde, zu der auch die Katastralgemeinden Frankenreith und Wutzendorf gehörten. Nach dem „Anschluss“ trat mit 1. Oktober 1938 in Österreich die Deutsche Gemeindeordnung in Kraft. Daher mussten sich die Gemeinden Atzelsdorf, Brunn an der Wild, Dappach, St. Marein, Neukirchen an der Wild, Waiden und Poigen zur neuen Großgemeinde Brunn an der Wild zusammenschließen, die mit dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft wieder aufgelöst wurde. Im Zuge der Kommunalstrukturverbesserung beschloss 1967 die Gemeindeverwaltung von St. Marein gemeinsam mit Atzelsdorf, Dietmannsdorf und Waiden die Vereinigung mit Brunn an der Wild.