Wallsee-Sindelburg


Gemeinde Wallsee-Sindelburg

Ortsgeschichte

Die Geschichten der beiden Orte Wallsee und Sindelburg sind seit alters her eng miteinander verbunden. Seit 1971 bilden sie die Gemeinde Wallsee-Sindelburg. Die Höhlen des Burgfelsens von Wallsee dürften schon in der Steinzeit bewohnt gewesen sein. Einige Funde weisen auf eine frühe Ansiedelung hin.

Gesichert ist ein römisches Auxiliarkastell (Adiuvense oder Locus Felicis, siehe Limesforschung: http://www.limes-oesterreich.at/php/site.php?ID=221), das von etwa 90 n. Chr. bis ins 5. Jahrhundert ein wichtiger Befestigungspunkt des Donaulimes war. Zahlreiche Münzen, Keramikfunde, ein Haus mit Bodenheizung sowie eine Ziegelei mit Ziegelresten wurden freigelegt. Der annähernd quadratische Grundriss des mittelalterlichen Marktes folgte dem des römischen Kastells. Die römische Zivilbevölkerung wohnte südlich des Kastells; ein Gräberfeld mit 23 Bestattungsstellen wurde im westlichen Bereich des heutigen Marktes Wallsee ausgemacht.

Im 9. Jahrhundert bestätigt eine Urkunde dem Kloster Niederalteich eine Schenkung im Ennswald, die bis nach Zeillern reichte und teilweise das Gemeindegebiet von Wallsee-Sindelburg einschloss. Hier entstand vermutlich vor 900 die Taufkirche zu Sunnilburg, die 1111 als Pfarrkirche Hl. Johannes der Täufer erstmals urkundlich genannt ist und bis heute die Pfarrkirche von Wallsee und Sindelburg darstellt. Später entwickelte sich rund um die Kirche eine Siedlung, die den Namen des Geschlechtes übernahm: Sindelburg.  

Im Bereich des heutigen Schlosses Nieder-Wallsee stand die Ringburg der Sunnilburger – ein hochfreies Geschlecht, das vor 1136 ausstarb. In der Folge wechselten die Besitzer der Sunnilburg häufig. Kurzzeitig (ab 1258) nannten sie sich „nach Sommerau“, einer 3 km südöstlich von Wallsee errichteten Burg, deren Wallanlage gut erhalten ist. Konrad von Sommerau/Summerau war Burghauptmann der Ennsburg und ab 1264 Landrichter von Österreich ob der Enns. In der Auseinandersetzung zwischen Rudolf von Habsburg und Ottokar II. Přemysl schlug er sich auf die Seite des Habsburgers und übergab ihm 1278 kampflos die Stadt. 1296 beteiligte er sich am Aufstand des österreichischen Adels gegen Herzog Albrecht I.; die Ministerialen scheiterten. In der Folge verlor Konrad von Sommerau seine Lehen, und Heinrich I. von Waldsee/Wallsee wurde mit Sommerau und Sindelburg belehnt.   

Die Burg Ober-Wallsee wurde 1364 auf dem Klausberg, nähe Bad Mühllacken in Oberösterreich, errichtet. Von ihr sind heute nur mehr spärliche Reste erhalten. In Wallsee entstand 1368–88 Burg Nieder-Wallsee. Der Ort erhielt im Jahre 1362 das Marktrecht mit allen Privilegien, Rechten und Freiheiten „der Städte des Landes ob der Enns“ zugesprochen, die auch den Eisenhandel und den Salzhandel inkludierten. Das Marktrecht ist in einer Abschrift vom 26. Oktober 1545 überliefert. Das „Salzhaus“ erinnert noch heute an die wichtige Handelsware, die einst entlang der „Salzstraße“ von Aschbach her transportiert wurde. 1785 erhielt Wallsee ein Privilegium zur Abhaltung zweier Vieh- und eines Rossmarktes. Bis heute finden auf dem Marktplatz pro Jahr drei Kirtage statt: am 1. Mai, der Anna-Kirtag am 1. Sonntag nach dem Anna-Tag (26. Juli) und der Michaelikirtag am 2. Sonntag nach St. Michael (29. September).

Das Geschlecht der Wallseer bekleidete etwa 200 Jahre lang die höchsten Ämter des Landes, wie die Landeshauptmannschaft von Oberösterreich und der Steiermark, das Burggrafenamt zu Enns, das Hofmeisteramt und das Landmarschallamt von Österreich. Sie berieten die Habsburger und setzten ihr Vermögen zu deren Erfolgen ein. Im Jahre 1483 verstarb der letzte männliche Wallseer, 1506 verstarb auch dessen Tochter Barbara kinderlos. Sie vermachte Wallsee auf Wunsch von Kaiser Maximilian I. an Reinprecht von Reichenburg, was einen vierzigjährigen Erbschaftsprozess zur Folge hatte. Die Inhaber wechselten fortan mehrmals. Seit 11. Juni 1895 ist Nieder-Wallsee in Besitz der Familie Habsburg-Lothringen, da Erzherzog Franz Salvator und dessen Gemahlin Erzherzogin Marie Valerie, die Tochter Kaiser Franz Josephs, das Schloss kauften.

Ein wichtiger Erwerbszweig war in Wallsee seit Anfang des 16. Jahrhunderts das Mühlsteinbrechergewerbe. Bis 1895 wurden die hochwertigen Produkte u.a. nach Ungarn und bis ans Schwarze Meer exportiert. Auch das seit 1631 belegte Marktsiegel zeigt einen Mühlstein. Die Filialkirche Hl. Anna wurde als „Steinbrecherkapelle“ von der Zunft der Steinbrecher im 16. Jahrhundert errichtet. Im 18. Jahrhundert erfolgte eine Barockisierung.

Eine der letzten Kampfhandlungen des Zweiten Weltkrieges fand in Wallsee statt: Die im Norden der Donau aufmarschierenden Amerikaner versenkten zwei ungarische Flüchtlingsschiffe. Kurz nach Kriegsende trafen einander der amerikanische General Patton und der russische General Tolbuchin zu einer dreitägigen Siegesfeier im Schlosshof von Wallsee.

Eine wirtschaftliche Stärkung bedeutete für den Markt der Bau des Wasserkraftwerkes Wallsee-Mitterkirchen 1965–68, das 210 Megawatt Strom liefert. Das Elektrizitätswerk deckt ca. 2 % des Strombedarfes in Österreich.