Ortsgeschichte
Das kleine Straßendorf Wenzersdorf liegt im Zayatal zwischen den Orten Gnadendorf im Westen und Zwentendorf im Osten. Heute gehört die Siedlung als Katastralgemeinde zu Gnadendorf. Die Besiedlung geht, wie Bodenfunde belegen, in das Neolithikum und die Bronzezeit zurück. Am nördlich gelegenen Pfaffenberg wurden römer- und völkerzeitliche Funde gemacht.
Urkundlich ist der Ort erstmals zwischen 1257 und 1279 belegt, als Albert von Karnabrunn dem Stift Klosterneuburg Güter in dieser Region stiftete. Das Stift verpfändete einen Hof an Albertus dictus de Wenzensdorf. 1414 ist ein Verkauf der mull zw Wenzestoerff dokumentiert, den Jörg der Stuchs von Trautmannsdorf an die Liechtensteiner vollzieht. Das nur mehr als Ruine erhaltene Schloss wurde 1560 laut einer verloren gegangenen Bauinschrift durch Jakobus Erasmus von Karnauer und Andras Bauckinger errichtet. Die beeindruckenden Reste lassen das ursprüngliche Aussehen nur mehr erahnen. Unklar ist, ob der Schlossbau jemals fertig gestellt worden war. Geplant war vermutlich eine um einen Innenhof angelegte vierflügelige Anlage, die an den Ecken durch vorspringende Fünfecktürme akzentuiert wurde.
Am nördlichen Ortseingang neben der Schlossruine liegt die heutige Pfarrkirche mit dem Patrozinium Mariae Verkündigung. Die Kirche war eine Filiale von Asparn an der Zaya. Während der Reformationszeit verfiel die Kirche. 1632 erfolgte dann eine Stiftung durch Graf Seyfried Christoph von Breuner, Inhaber der Herrschaft Asparn, mit der er verschiedene Einkünfte dem Kloster der Minoriten in Asparn übergab. Als Gegenleistung hatte dieses sechs Priester zu versorgen, die die Pfarren Asparn, Grafensulz und die Filialen Ameis, Wenzersdorf und Fellin betreuen sollten (Wien, Minoritenkonvent [Konvent Asparn], Urkunden Asparn [1471-1767] 4). Der spätgotische Kirchenbau wurde im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts barockisiert, das Langhaus mit einer Stichkappentonne eingewölbt. Auf den spätgotischen Bau gehen u.a. die Strebepfeiler am nördlichen Langhaus, das Kreuzrippengewölbe mit den reliefierten Schlusssteinen im Chor und das Portal zur Sakristei zurück. Erhalten ist auch noch eine der alten Glocken, 1435 vermutlich in der Wiener Glockengießerei von Michael Anthofer entstanden. Im Zuge der Josephinischen Pfarrreform wurde Wenzersdorf 1783 eine eigenständige Pfarre. Seit 1784 bestand hier auch eine Schule.
Zu Zeiten Schweickhardts umfasste das Dorf 28 Häuser, in denen 29 Familien lebten (70 männliche, 62 weibliche Personen und 16 schulfähige Kinder). Der Viehstand belief sich auf 11 Pferde, 30 Kühe, 444 Schafe, 3 Ziegen und 25 Schweine. Die Bevölkerung lebte vom Feldbau. Nach der Aufhebung der Grundherrschaft bildete Wenzersdorf mit Zwentendorf bis 1920 eine Gemeinde.
Bis 1919 war das Schloss bewohnt und wurde später nur mehr als Schüttkasten verwendet. In den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 brannte das Schloss vollständig aus und ist seither eine Ruine. Auch das Schulgebäude erlitt schwere Schäden, die nicht mehr behoben wurden. Die zuständige Volksschule ist nun die in Zwentendorf.
Im Zuge der angestrebten Gemeindestrukturverbesserung schloss sich Wenzersdorf gemeinsam mit Zwentendorf am 1. Jänner 1967 der Gemeinde Gnadendorf an.