Markgraf Leopold III. (der Heilige)


*~1075 bis †15.11.1136

Heiligsprechung Leopolds III.

Der Anfang des Jahres 1485 zum Abschluss gelangte Kanonisationsprozess Markgraf Leopolds III. war fast 150 Jahre zuvor von Herzog Albrecht II. und seinem Sohn Rudolf IV. eingeleitet worden. Seit dem 14. Jahrhundert ist eine zunehmende Verehrung des Markgrafen nachweisbar. Im Stift Klosterneuburg wurden seit 1323 Aufzeichnungen über Wunder am Grabe des Markgrafen geführt. An seinem Todestag stellten sich jeweils vermehrt Besucher/innen in Klosterneuburg ein. Am 30. Dezember 1358 beauftragte Papst Innozenz VI. den Erzbischof von Prag, den Bischof von Olmütz und den Abt von Heiligenkreuz mit den für eine Kanonisation vorgeschriebenen Untersuchungen, die aber zu keinem Abschluss kamen.

Erst 100 Jahre später, auf dem Landtag zu Korneuburg 1465, veranlasste Bischof Ulrich von Passau die Stände zu einem erneuten Ansuchen um die Heiligsprechung. Kaiser Friedrich III. sandte eine entsprechende Bitte an den Papst und bemühte sich bei seinem Besuch in Rom im Herbst 1468 persönlich um die Angelegenheit. Zur gleichen Zeit setzten die Untersuchungen in Klosterneuburg ein, der Prälatenstand drängte auf schnelle Erledigung, die Universität Wien und das Stift Klosterneuburg förderten durch Eingaben den Prozess. Papst Sixtus IV. begann die Untersuchungen von Neuem. Die Vorbereitungen zogen sich, noch in den 70er-Jahren war kein Ende abzusehen, da es offenbar von vielen Seiten Widerstände gab. Erst 1483 erklärte sich Sixtus IV. schließlich zur Kanonisation bereit, wobei das Interesse der Habsburger an der Heiligsprechung wohl ausschlaggebend war. Nach dem Tod des Papstes im August 1484 bestimmte sein Nachfolger Innozenz VIII. wenige Tage nach seiner Wahl die kommenden Weihnachten als Zeitpunkt der Kanonisation. Als geeignetes Datum für einen Regenten wurde der Dreikönigstag, der 6. Jänner 1485, für die feierliche Kanonisation gewählt.

Schon während des Kanonisationsprozesses waren zahlreiche Darstellungen Leopolds entstanden und Schriften über sein Leben gedruckt worden. Das Stift Klosterneuburg gab ein riesiges Gemälde in Auftrag, um das Volk mit der Familiengeschichte des neuen Landesheiligen vertraut zu machen. Die historische Grundlage dafür bildete die 1491 im Druck erschienene Arbeit des Ladislaus Sunthaym. Der Text wurde auf Pergamentblätter geschrieben, den so genannten "Klosterneuburger Tafeln", und bildlich von Hans Part und anderen Malern 1489 bis 1492 im "Babenberger-Stammbaum" umgesetzt. Die Männer der Babenberger sind in Szenen aus ihrem Leben dargestellt, die Frauen als Halbfiguren, die aus Blütenkelchen wachsen.  Anlässlich der Feierlichkeiten um die Erhebung der Gebeine am 15. Februar 1506 schuf der aus Passau stammende Maler Rueland Frueauf d. J. zu Ehren des Heiligen den Leopoldsaltar in Klosterneuburg.

(Quelle: Landeschronik Niederösterreich, 2. Aufl. 1994, S. 158f.)