Krems an der Donau (Stein)


Gemeinde Krems an der Donau

Ortsgeschichte

Die Doppelstadt Krems-Stein, die 1995 ihr 1000-jähriges Jubiläum feierte, ist eine der ältesten Städte Österreichs. Die Terrassenbildung, das günstige Klima und die Lage am Kreuzungspunkt des Donauhandelsweges mit den Nord-Süd-Verbindungen aus dem Waldviertel und dem Weinviertel begünstigten seit Jahrtausenden die Besiedlung des Raums und trugen wesentlich zur Entwicklung als Zentrum im Donauraum bei.

Für eine weit in die Frühzeit reichende Siedlungstradition sprechen Funde aus der Altsteinzeit (Hundssteig, Wachtberg, 30.000-25.000 v. Chr.), aus der Jungsteinzeit (Keramikkulturen), aber auch die besondere Rolle der Gegend in der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur (1800-1500 v. Chr.) sowie Spuren der Urnenfelderkultur der späten Bronzezeit und der Hallstattkultur (800-400 v.Chr.). In der La-Tène-Zeit siedelten hier vermutlich keltisierte Gruppen, in der Römerzeit gehörte die Gegend seit Anfang des 2. Jahrhunderts zum Einflussbereich der germanischen Markomannen. Nach der Lebensbeschreibung des hl. Severin (Vita Severini) lag in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts das Zentrum der germanischen Rugier vermutlich im Bereich Krems-Stein, für das folgende Jahrhundert belegt der Friedhof in Unter-Rohrendorf die Anwesenheit der Langobarden.

Erstmals namentlich erwähnt wird Krems in einer Urkunde von Kaiser Otto III. vom 9. August 995 als orientalis urbs que dicitur Chremisa - als ein befestigter Platz im Osten, der Chremisa genannt wird. Die Siedlung lag damals an der Ostgrenze der kleinen Mark Ostarrîchi in unmittelbarer Nachbarschaft zu Mähren, wuchs aber bald über den Burgbezirk hinaus und entwickelte sich im 11. Jahrhundert zu einer Marktsiedlung um den Hohen Markt. Seit 1014 war Krems aufgrund einer Königsschenkung Pfarre. Die Schwesterstadt Stein wird erst in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts genannt (1072). Ihr Zentrum war die zur Pfarre Krems gehörige Michaelskirche. Stein war vor allem eine Maut- und Ladestätte für Salz, Wein und Getreide. Aus der Schiffersiedlung entstand ein Markt und im 12. Jahrhundert eine Stadtsiedlung (seit 1144). Der Stadtcharakter von Krems ist schon etwas früher für das Jahr 1136 belegt. 

Die Lage an der Donau wies beiden Städten ihre einander ergänzenden Funktionen zu: Stein lag direkt am Strom und wurde Zoll- und Landeplatz für Schiffe, hatte aber wegen der ansteigenden Berghänge nur wenig Platz für große Handels- und Marktplätze und Bautätigkeit. Krems dagegen war durch Nebenflüsse und Augebiete vom Hauptstrom abgeschnitten, bot aber genügend Fläche für Besiedlung und Märkte sowie den Schutz einer mächtigen Burg.

Um 1150 war Krems das wichtigste Handelszentrum im Land. Im Turm der Kremser Stadtburg am Steilhang des Hohen Markts wurde zwischen 1130 und 1190 die erste babenbergische Münze, der Kremser Pfennig, geprägt. Auf der Weltkarte des arabischen Gelehrten Idrisi wird Krems vor Wien genannt, das erst in der Folgezeit Krems überflügeln sollte. Das Wachstum der Stadt machte vermutlich schon in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Verlegung der Pfarre von der Stephanskirche am Frauenberg (jetzt Piaristenkirche) an den Fuß des Berges notwendig, wo die neue Veitskirche Pfarrkirche wurde. Ende des 12. Jahrhunderts war Krems mit einer Stadtmauer umgeben, 1196 ist der erste Stadtrichter bezeugt. Die Stadt wurde mehrmals erweitert und erstreckte sich im Spätmittelalter vom Steiner Tor im Westen bis zum Fluss Krems im Osten. Das 1236 gegründete Dominikanerkloster lag zunächst noch außerhalb der Stadt.

Stein entwickelte sich von der Hochterrasse in Richtung Nikolauskirche, die 1283 zur Pfarrkirche erhoben wurde. Im Spätmittelalter wurden die Flächen zwischen Landstraße und Donauufer verbaut und die Stadt im Bereich des 1223/1224 gegründeten Minoritenklosters (Weihe der Kirche 1264) und zwischen Reisperbach und Linzertor erweitert.

Beide Städte waren seit Anfang des 12. Jahrhunderts landesfürstlich und ergänzten einander als Land- und Donauhandelsplätze. Ihre enge Verbundenheit führte zu einer einmaligen Konstruktion als Doppelstadt. Beide Städte verfügten über eine Bürgergemeinde mit eigener Wehr- und Finanzhoheit, hatten aber ein gemeinsames Stadtrecht (1305) und einen gemeinsamen Stadtrichter bzw. später Bürgermeister (seit 1416). 1463 verlieh Kaiser Friedrich III. beiden Städten ein gemeinsames Wappen, den kaiserlichen Doppeladler in Gold auf schwarzem Grund. Neben Krems-Stein besaßen nur Wiener Neustadt und Wien das Privileg, den Doppeladler zu führen. Die Vereinigung der Städte bestand bis 1849, nach 90-jähriger Selbstständigkeit von Stein erfolgte 1939 die neuerliche Zusammenlegung.

Die wirtschaftliche Blüte im Spätmittelalter basierte auf dem Weinbau sowie dem Handel mit Wein, Salz und Eisen. In Stein bildete die Schifffahrt einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor. 1463 erhielt Stein von Kaiser Friedrich III. das Privileg, eine feste Brücke zu errichten, die zweitälteste nach Wien im Bereich des österreichischen Donaulaufes. Vom Reichtum und Selbstbewusstein der Bürgerschaft zeugt die um 1265 erbaute „Gozzoburg" des mächtigen Stadtrichters Gozzo von Krems, ein burgartiges Stadthaus mit Loggia. Das Erscheinungsbild beider Städte wird von den zahlreichen Bürgerhäusern aus dem 15. und 16. Jahrhundert geprägt, die mit Erkern, Sgraffito und Malereien sowie Laubenhöfen im Inneren ausgestaltet sind. Ein Charakteristikum beider Städte sind die seit dem Hochmittelalter nachweisbaren „Lesehöfe" der Klöster und Bistümer, die zur Lagerung des Weins und zur Verwaltung des klösterlichen Besitzes dienten, wie etwa die Passauer Höfe, der Kremsmünstererhof oder der Göttweigerhof. Die Göttweigerhofkapelle ist mit wertvollen Fresken aus dem beginnenden 14. Jahrhundert ausgestattet. Um 1500 wurde Krems durch das Wirken des Augsburger Künstlers Jörg Breu zu einem Zentrum der Donauschule.

Seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts war Krems mehrheitlich evangelisch. Der Widerstand der Bürger gegen die Rekatholisierung führte 1593 zum Verlust aller Privilegien. Erst 1615 hob Kaiser Matthias das harte Urteil auf und stellte die Selbstständigkeit der Stadt wieder her. Großen Anteil an der katholischen Restauration hatten die 1616 angesiedelten Jesuiten, die das Gymnasium leiteten und durch ihre Theateraufführungen berühmt wurden. Außer dem Jesuitenkolleg entstand in der Zeit der Gegenreformation das Kapuzinerkloster Und (1614) und der frühbarocke Neubau der Kremser Stadtpfarrkirche, an dem namhafte italienische Künstler mitwirkten.

Das 17. Jahrhundert brachte infolge der Verlagerung der internationalen Handelswege und des Bedeutungsrückgangs des Donauhandels einen wirtschaftlichen Niedergang. Schwere Schäden erlitt die Stadt 1645 durch die Schweden, die Krems belagerten, eroberten und zur Hauptfestung ausbauten, und durch die Rückeroberung ein Jahr später. Erst nach 1700 setzte wieder ein Aufschwung ein, der in der Barockisierung der Stadt seinen Ausdruck fand. Auftraggeber für die ansässigen Künstler oder Kunsthandwerke waren die großen Stifte des Landes. Einer der bedeutendsten Maler dieser Zeit war Martin Johann Schmidt, der Kremser Schmidt, der bis zu seinem Tod (1801) in Stein eine Malerwerkstätte unterhielt.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts veränderten sich die kirchlichen Strukturen der Stadt. Die seit 1616 dem Jesuitenorden übertragene Frauenbergkirche wurde nach der Aufhebung des Ordens (1773) im Jahre 1776 von den Piaristen übernommen. 1783 wurde das Dominikanerkloster, 1796 das Minoritenkloster sowie das Kapuzinerkloster aufgehoben und profaniert.

Die größte Veränderung des Stadtbilds seit dem Mittelalter erfolgte im 19. Jahrhundert durch die Abtragung der Stadtmauer und der Stadttore. Erhalten blieben bis auf Reste der Stadtmauer nur das Steinertor, das zum Wahrzeichen der Stadt wurde. Von den im Zuge der Industrialisierung gegründeten Fabriken waren die Lederfabrik in Rehberg, die Fabrik zur Erzeugung von Matten und Teppichen aus Kokosfasern in Stein und die erste Quarzmühlsteinfabrik Österreichs von Bedeutung. Großes Ansehen genossen auch die Orgelbauer Zachistal, Capek und Hradetzky sowie die Kremser Glockengießer, darunter Matthias Prininger, Ferdinand Vötterlechner und Johann Gottlieb Jenichen. Im letzten Drittel des Jahrhunderts erfolgte der Anschluss an das Eisenbahnnetz, 1909 wurde die Donauuferbahn  eröffnet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg - am 2. April 1945 kam es zu einem schweren Bombenangriff - gelang es der Stadt, das architektonische Erbe weitgehend im originalen Zustand zu erhalten und mit der Moderne zu verbinden. Die erfolgreiche Revitalisierung fand bereits internationale Anerkennung, Krems war 1975, 1979 und 2009 Europa-Nostra-Preisträger. Die Stadt entwickelte sich mit der „Kunstmeile" in Stein (Kunsthalle, Karikaturmuseum, Artothek und Landesgalerie Niederösterreich), dem Donaufestival und zahlreichen Kulturveranstaltungen zu einem der bedeutendsten Kulturzentren in Niederösterreich.

Die Kunstschätze der Stadt sowie Tradition und Geschichte des Weinbaus präsentiert das „museumkrems" in der ehemaligen Dominikanerkirche. Mit der 1994 gegründeten und 1995 eröffneten „Donau-Universität" wurde Krems zur 13. österreichischen Universitätsstadt und ist seit 2002 auch Sitz einer Fachhochschule (International Management Center). Mit dem seit 1998 jährlich durchgeführten Wachaumarathon konnte sich Krems auch als „Sportstadt" etablieren.

In den 1970er Jahren erlebte die Stadt noch einmal eine bedeutende Erweiterung. 1972 schloss sich die Gemeinde Hollenburg Krems an. Die einstmals trennende Donau wurde zum verbindenden Element zwischen dem städtischen Norden und dem „Obstgarten" im Süden. Inzwischen wurde die „Südstadt" fixer Bestandteil der Stadt, konnte sich aber ihren dörflichen Charakter erhalten. 

Krems verbinden Partnerschaften mit Städten in Dänemark, Deutschland, Frankreich, Tschechien und den USA.