Melk


Gemeinde Melk

Ortsgeschichte

Das weltberühmte Stift Melk wurde zum Inbegriff klösterlicher Kultur in der Barockzeit. Bis heute hat es nichts von seiner landschaftsprägenden Wirkung verloren.

Die verkehrsgünstige Lage am Eingang zur Wachau wurde schon in der Römerzeit genutzt. Nach der Tabula Peutingeriana, einer spätrömischen Straßenkarte, lag zu Füßen des Donaufelsens das Uferkastell Namare. Nach der Eroberung des Awarenreiches wird der Ort Medilica erstmals 831 urkundlich erwähnt. Der slawische Name (= Grenzfluss) bezeichnete ursprünglich den Melkfluss. Im 9. und 10. Jahrhundert hatten das Reich und die Bistümer Eichstätt und Salzburg Besitz in Melk. Die Wichtigkeit des Ortes als königlicher Zoll- und Burgbezirk dürfte in diese Zeit fallen. In der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts war Melk eine civitas, das bedeutete zu dieser Zeit „befestigte Ansiedlung" oder „Burg", auf der ein Sizo saß, möglicherweise aus der Salzburger Familie der Sighardinger. Sie fiel an die Babenberger, seit 976 Markgrafen, und war in der ersten Zeit einer ihrer Hauptsitze.

Im 11. Jahrhundert wurde Melk Begräbnisstätte der Babenberger und Grablege des hl. Koloman, des ersten Schutzpatrons des Landes. 1014 ließ Markgraf Heinrich I. den Leichnam des zwei Jahre zuvor bei Stockerau ermordeten irischen Pilgers nach Melk in die Kirche St. Peter überführen. Vermutlich, wenn auch nicht sicher belegt, gab es auch eine geistliche Kommunität in Melk. 1089 berief Markgraf Leopold II. an ihrer Stelle Benediktinermönche aus dem Kloster Lambach in Oberösterreich und gründete ein Benediktinerkloster. Sein Sohn Leopold III. „der Heilige" (1095-1136), der sich in Klosterneuburg eine Residenz baute, schenkte die Burg dem Kloster, stattete es reich mit Gütern aus und erwirkte den päpstlichen Schutz und die Unabhängigkeit vom Bistum Passau.

Das Stift wurde zu einem geistig-geistlichen Zentrum des Landes, stand allerdings immer in gewisser Konkurrenz zu Klosterneuburg, der Gründung Leopolds III. Seit dem 12. Jahrhundert gab es eine Klosterschule, im Skriptorium entstanden wertvolle Handschriften. Von größter Bedeutung für die Geschichtsschreibung sind die 1123 begonnenen Melker Annalen. Besondere Förderung erhielt Melk im 14. Jahrhundert von Herzog Rudolf IV., der für das Melker Kreuz eine gotische goldene Fassung anfertigen und für Koloman ein Hochgrab errichten ließ. Im frühen 15. Jahrhundert wurde das Stift unter Abt Nikolaus Seyringer Ausgangspunkt der so genannten Melker Reform, einer Reformbewegung in Österreich und Süddeutschland mit dem Ziel der Erneuerung des benediktinischen Lebens.

Ähnliche Erneuerungsmaßnahmen führten im 17. Jahrhundert, nach einer Zeit des Niedergangs in der Reformation, zu einer Wiederbelebung. Das Stift wurde zu einem Zentrum von Kultur und Wissenschaft. Der Aufschwung gipfelte Anfang des 18. Jahrhunderts im barocken Neubau unter Berthold Dietmayr, der im Jahr 1700 mit erst 30 Jahren zum Abt gewählt wurde und gegen die Mehrheit des Konvents das Stift von Jakob Prandtauer völlig neu gestalten ließ. Nach dem Tod Prandtauers (1726) führte dessen Neffe Josef Munggenast den barocken Neubau zu Ende, was sich durch einen Brand im Jahr 1738 verzögerte, bei dem wesentliche Teile des Neubaus zerstört wurden. Berthold Dietmayr erlebte den Wiederaufbau seines Lebenswerkes nicht mehr, er starb im Jahr nach der Brandkatastrophe.

Im 18. und 19. Jahrhundert wirkten in Melk bedeutende Historiker, darunter die Brüder Bernhard und Hieronymus Pez sowie Ignaz Franz Keiblinger, aber auch zahlreiche Musiker und Komponisten. Die Stiftsbibliothek mit etwa 100.000 Bänden ist eine der größten des Landes. 1768 erhielt die Stiftsschule das Öffentlichkeitsrecht und wurde von 1787 bis 1804 vorübergehend nach St. Pölten verlegt. Das Stiftsgymnasium wurde zu einer der renommiertesten Bildungsinstitutionen von Niederösterreich.

Die unterhalb des Stifts liegende Stadt stand immer in engster Verbindung zum Stift, das Grundherr und daher Obrigkeit war. 1227 erhielt Melk das Marktrecht, seit dem 15. Jahrhundert wurden zwei Jahrmärkte abgehalten. Im Spätmittelalter wurde der Ort befestigt. Die Mauer wurde 1586 zu einem Ring mit Türmen und Toren ausgebaut, die Tore aber zwischen 1852 und 1895 abgetragen. Unter dem Einfluss der Reformation strebten die Bürger im 16. Jahrhundert nach größerer Unabhängigkeit vom Stift. Von ihrem Selbstbewusstsein zeugen die Marktrichterstube und das Rathaus. 1619 kämpften sie, inzwischen wieder katholisch geworden, gegen die Truppen der evangelischen Stände. Als Poststation sowie als Bahnstation der Westbahn erlebte der Markt seit Ende des 18. Jahrhunderts bedeutenden Aufschwung und wurde am 29. September 1898 mit kaiserlicher Entschließung zur Stadt erhoben. Josef Edler von Fürnberg ließ 1792 das Posthaus erbauen - es gilt als das schönste Österreichs. Die KZ-Gedenkstätte erinnert an das im Zweiten Weltkrieg für 15.000 Häftlinge errichtete Nebenlager des Konzentrationslagers Mauthausen.