Melker Kreuz
Das Melker Kreuz galt im Mittelalter als eines der größten Kleinode des Landes. Das vermutlich als Vortragskreuz geschaffene, 61 Zentimeter hohe Reliquiar birgt einen Span, angeblich vom heiligen Kreuzesholz, den Markgraf Adalbert (1018-1055) um 1040 gestiftet haben soll. Zweimal wurde die wertvolle Reliquie entwendet und unter wundersamen Umständen wieder nach Melk zurückgestellt.
Die heutige Form entstand im Auftrag von Herzog Rudolf IV., der 1362 zweimal Melk besuchte. Dabei wurden Edelsteine, Perlen und Cameo von einem Vorgängerreliquiar übernommen. Das Filigranornament der Vorderseite kopiert eines aus dem zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts. Auch die bildhafte Darstellung des Kruzifixes mit den vier Evangelisten an den Kreuzenden der Hinterseite geht auf ein älteres Vorbild zurück. Als Reliquienkreuz ist die Vorderseite zu öffnen, um die Kreuzpartikel freizulegen. Zu diesem Zweck sind die Fassungen der großen Edelsteine Köpfe von Schrauben. Der Fuß dieses Kreuzes trug die Widmungsinschrift Herzog Rudolfs IV. Er wurde im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts durch den heutigen Fuß ersetzt.
Das Stift Melk besaß auch eine "Lanze des hl. Mauritius", zu der Rudolf IV. ebenfalls eine Fassung anfertigen ließ. Während das Melker Kreuz in den Jahren 1809/1810 einen Freistempel erhielt und damit von der Silberablieferung ausgenommen blieb, wurde die Fassung der Mauritiuslanze 1810 eingeschmolzen.
(Quelle: Landeschronik Niederösterreich, 2. Aufl. 1994, S. 137)